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Wehrübergabe in Wilster

Veröffentlicht von B.K. am 07.04.2014

Björn Kröger hat die Spitzenposition jetzt auch offiziell abgegeben und erhält Auszeichnung für hervorragende Leistungen. Neuer Wehrführer ist Ralf Theede, sein Stellvertreter Jan Auhage.

 

Björn Kröger hat die Spitzenposition jetzt auch offiziell abgegeben und erhält Auszeichnung für hervorragende Leistungen. Neuer Wehrführer ist Ralf Theede, sein Stellvertreter Jan Auhage.

Es war eine würdige Feier, mit vielen fröhlichen, aber auch mit nachdenklich stimmenden Tönen: die Wehrübergabe am späten Sonnabend Nachmittag in der Feuerwache. Zum letzten Mal in seiner Funktion als (Noch-) Wehrführer begrüßte Björn Kröger (45) die Feuerwehrleute und Gäste, die sein Wirken insbesondere in den vergangenen zwölf Jahren für die Freiwillige Feuerwehr Wilster hervorhoben. Und die sowohl in seinen Nachfolger Ralf Theede (42) als auch in dessen neuen Stellvertreter Jan Auhage (33) großes Vertrauen setzen.
Bevor die offizielle Wehrübergabe erfolgen konnte, mussten die Feuerwehrleute noch einmal zur Wahl schreiten. Um das neue Spitzenteam perfekt zu machen, galt es, den stellvertretenden Wehrführer zu wählen. Als einzigen Vorschlag für diesen Posten verlas Helmut Jacobs stellvertretend für den Bürgermeister als obersten Dienstherrn der örtlichen Wehr Jan Auhage. Das Votum fiel genauso überzeugend aus wie das während der Jahresversammlung für Wehrführer Theede. Auhage erhielt von den 38 stimmberechtigten Mitgliedern 37 Ja- und nur eine Nein-Stimme. „Vielen Dank für euren Vertrauensvorschuss“, so Auhage. Danach wurden Folgewahlen notwendig, die alle einstimmig ausfielen: Christoph Horstmann wurde neuer Jugendwart, Roger Wiggers Gruppenführer, Christoph Kuhnke stellvertretender Gruppenführer.

Mit den Wahlen war daraufhin der Weg frei für die Wehrübergabe, eingeleitet durch ein Grußwort des stellvertretenden Bürgermeisters. Helmut Jacobs dankte der Wehr für ihren unermüdlichen Einsatz und unterstrich die Verbundenheit der Ratsversammlung zur Feuerwehr. Er selbst, so Jacobs, sei seit über 40 Jahren förderndes Mitglied und warb darum, auch so die Unterstützung der Feuerwehr deutlich zu machen. Die Ratsversammlung und andere Gremien der Stadt hätten stets das Notwendige für die Feuerwehr getan, betonte er. Nicht alle Entscheidungen fielen angesichts der Haushaltslage leicht. Wenn mal eine Anschaffung verschoben werden musste, sei das auch auf Verständnis in der Wehr gestoßen. Jacobs lobte das ehrenamtliche Engagement der Feuerwehrleute auf allen gesellschaftlichen Ebenen, insbesondere aber den Einsatz, auch den Nachwuchs für den Brandschutz in der Stadt zu begeistern. 1993 wurde die Jugendwehr gegründet, seither kümmerten sich qualifizierte Feuerwehrleute um die Ausbildung dort. Der Redner ging auch auf die Historie der Wehr ein, die in sechs Jahren ihr 150-jähriges Bestehen feiert, erinnerte an langjährige Wehrführer.

Mit zwölf Jahren Wehrführung reihe sich Björn Kröger ein. Er hätte immer gedacht, dass Kröger aufgrund seines jungen Alters leicht die Rekorde einiger seiner Vorgänger, die zum Teil um die 30 Jahre in dieser Position waren, schaffen würde. Aber: „Du wolltest nicht mehr, weil die mit der Wehrführung verbundenen Verwaltungsaufgaben ständig zunahmen und aus deiner Sicht ehrenamtlich nicht mehr leistbar waren.“
Jacobs bescheinigte Björn Kröger: „Du warst ein guter Wehrführer. Du hast Format, bist kompetent, gewissenhaft, pflichtbewusst, ideenreich und verfügst über sämtliches Fachwissen, welches für die Wehr erforderlich ist.“ Die Gremien der Stadt hätten seine Gründe, das Amt abzugeben, verstanden. Und Jacobs versicherte, sie würden nach Wegen suchen, den Verwaltungsballast für einen Wehrführer abzubauen.

Ralf Theede habe sich zum neuen Wehrführer wählen lassen im Vertrauen darauf, dass ihm viel Bürokratie abgenommen werde. Jacobs dankte ihm, dass er bereit gewesen sei, dieses hohe Amt anzunehmen und formulierte dies so: „Du hast uns aus der Patsche geholfen. Ich mag mir das Szenario nicht vorstellen, welches eingetreten wäre, wenn wir keinen neuen Wehrführer gefunden hätten.“ Er wünschte ihm „eine gute Hand“ bei der Führung der Wilsteraner Wehr und gratulierte auch Jan Auhage zum Stellvertreter-Posten. Damit sei in Wilster ein Novum eingetreten: Sowohl Ralf Theede als auch Jan Auhage haben ihr Hobby zum Beruf gemacht, sind bei der Berufsfeuerwehr in Hamburg als Feuerwehrmänner tätig. „So viel Fachkompetenz“ gebe es vermutlich in keiner anderen Steinburger Wehr.

Dem konnte Kreiswehrführer Frank Raether nicht ganz beipflichten. Auch in Kremperheide sei das ehrenamtliche Wehrführerteam in einer Berufsfeuerwehr tätig. Nachdem Björn Kröger Ralf Theede offiziell die Wehrführung übergeben hatte, übernahm Frank Raether die Aufgabe, Kröger im Namen des Deutschen Feuerwehrverbandes für seine hervorragenden Verdienste auszuzeichnen. Er überreichte ihm das Feuerwehr-Ehrenkreuz in Silber. Ralf Theede beförderte er zum Hauptbrandmeister zwei Sterne.

Kröger: „Ich bleibe aktiv in der Wehr – die Feuerwehr ist mein Leben“

„Mein Entschluss als Wehrführer zu kandidieren war gut überlegt und mit meiner Familie abgestimmt, ich wusste, was mich erwartete“, sagte Björn Kröger rückblickend in seiner Abschiedsansprache als scheidender Wehrführer. Und er machte noch einmal deutlich, dass er ein starkes Team hinter sich wusste. Kröger unterstrich das harmonische, verlässliche Miteinander in der Wehr und das gute Verhältnis zu den anderen Wehren.

Er ließ Revue passieren, was in den vergangenen Jahren erreicht wurde, welche Einsatzfahrzeuge angeschafft wurden, verwies auf diverse Bauarbeiten in der Feuerwache. „Die Sicherheit in der Feuerwehr lag mir besonders am Herzen.“ Er freue sich, dass immer alle gesund von den Einsätzen zurückgekehrt sein. Kröger betonte die hochwertige Ausrüstung und qualifizierte Ausbildung, nannte insbesondere die First Responder (Ersthelfer der Feuerwehr), die Pionierarbeit geleistet hätten. Er dankte den Feuerwehrleuten für die Unterstützung. Ganz besonders aber seiner Frau Tanja und seinen Töchtern, die ihn in seinem Ehrenamt bestärkten. „Oft musstet ihr auf mich verzichten.“ An seine Frau gerichtet fügte er hinzu: „Du warst meine Stütze, hast mir immer den Rücken frei gehalten. Ohne dich hätte ich dieses Amt nicht ausführen können.“

Björn Krögers Leistungen machte sein bisheriger Stellvertreter und nun Nachfolger Ralf Theede deutlich. Er ließ Krögers Feuerwehr-Leben Revue passieren, der von Kindesbeinen an den Brandschutz zu seinem Hobby gemacht hatte. Mit elf Jahren trat er in die Jugendfeuerwehr Schlutrup ein, worde dort mit 17 in die Einsatzabteilung übernommen. Nachdem er nach Wilster gezogen war, trat er 1989 hier in die Feuerwehr ein, wurde 2002 Wehrführer. Theede würdigte Krögers Engagement und das hohe Niveau, das die Wehr unter seiner Führung erreicht habe. Er selbst habe sich daran gewöhnt, „dass Björn da war, wenn man ihn brauchte – weit über sein Wehrführeramt hinaus.“ Kröger habe stets für seine Wehr gekämpft. Und auch weiterhin wird er sich in der Wehr engagieren. Kröger: „Ich bleibe aktiv in der Wehr, die Feuerwehr ist mein Leben.“ rg

Theede strebt offene Kommunikation an

„So lange der Mensch in einer zivilisierten Welt leben möchte, wird es eine Feuerwehr geben. Sie gehört wie die Polizei zu den Grundpfeilern des Sicherheitssystems“, sagte Wehrführer Ralf Theede nachdem er die Leitung der Wilsteraner Wehr übernommen hatte. Es sei gesetzlicher Auftrag der Stadt, die Freiwillige Feuerwehr aufzustellen, um die Gefahrenabwehr sicherzustellen – Dienstvorgesetzter ist der Bürgermeister. Aber ob mittelfristig angesichts nachlassender Bereitschaft für das Ehrenamt eine Feuerwehr in gewohnter Form noch Bestand haben werde, wage er zu bezweifeln. Die Tagesverfügbarkeit der Feuerwehrleute sei heute schon ein Problem. Darum werden im Ernstfall mehrere Wehren alarmiert. „Wir müssen enger zusammenarbeiten und unsere Kräfte bündeln“, so Theede. Vorgegeben sei, dass im ersten Trupp zehn Feuerwehrleute in acht Minuten an der Feuerstelle sein müssen. Ohne die jeweiligen Nachbarwehren sei das kaum noch zu schaffen. Allen sollte klar sein, dass die Vorgabe immer schwerer zu erfüllen sein werde – angesichts des demagogischen Wandels und der Landflucht. Junge Menschen zögen dort hin wo ihr Arbeitsplatz sei. „Leider hat Wilster nicht so viele Arbeitsstellen.“ Hinzu komme die Finanzlage der Stadt. „Wir bemühen uns, die Kosten so gering wie möglich zu halten, aber Sicherheit kostet Geld.“ Daher müssten Kommunalpolitik, Verwaltung und Feuerwehr an einem Strang ziehen und gemeinsam nach Lösungen suchen. Darum strebt Theede eine offene Kommunikation an. rg

Quelle: shz von Ilke Rosenburg


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